Erfahrungen aus der Begleitung von Frauen mit ungewünschter gleichgeschlechtlicher Anziehung – Ein Buchauszug
Pamela war eine attraktive, erfolgreiche 35-jährige Geschäftsfrau. Sie suchte mich auf, weil sie eine Unstimmigkeit zwischen ihrem christlichen Glauben und ihren sexuellen Empfindungen spürte. In der Mittelstandsfamilie, aus der sie kam, gab es weder Scheidung noch Missbrauch noch Alkoholismus. Ihre Familie war stabil, liebevoll und kümmerte sich um sie. Pamela war im zweiten Ehejahr ihrer Eltern zur Welt gekommen. Die Eltern freuten sich auf das Baby, trotzdem war es eine schwierige Schwangerschaft. Die Mutter hätte lieber weiter gearbeitet, gab ihre Arbeitsstelle aber auf, um zu Hause zu bleiben.
Pamela erinnert sich, dass ihre Mutter sie als Kind wiegte und sie gerne mit ihrem Vater herumtollte. Sie fühlte sich beiden Eltern sehr nahe. Pamela hielt sich gerne im Freien auf und spielte als Kind die meiste Zeit mit den Jungs aus der Nachbarschaft. Bevor sie in die Schule kam, wurde ihr Bruder geboren. Als Pamela eingeschult wurde, zeigte sie Zeichen von Trennungsangst, und es fiel ihr schwer, mit den anderen Kindern eine Beziehung aufzunehmen. Sie liebte Sport und fand schließlich andere Mädchen, die ebenfalls sportlich interessiert waren. In der weiterführenden Schule waren Pamela und ihre beste Freundin fast unzertrennlich. Pamela ging selten mit Jungen aus, sie war mit der Schule und ihren Freizeitaktivitäten beschäftigt und schnitt überall hervorragend ab.
Nach dem College zog sie von zu Hause fort und begann eine erfolgreiche Businesskarriere. Es war schwierig für sie, neue Freunde zu finden. Die Arbeit brachte ihr viel Stress, und sie fühlte sich sehr einsam. Schließlich traf sie einige Frauen, mit denen sie gerne zusammen war; eine von ihnen lebte lesbisch. Pamela fühlte sich bei ihr wohl, sie hatten vieles gemeinsam. Oft hielten sie einander im Arm, wenn sie fernsahen oder Musik hörten. Pamela merkte, dass sie sich in den Armen ihrer Freundin wohler fühlte als jemals in den Armen eines Mannes. Als ihre Zuneigung sexuell wurde, war es ein Schock für sie, sie empfand Schuld. Homosexuelle Sexualität war für sie mit ihrem Glauben nicht vereinbar, sie konnte die Beziehung aber auch nicht aufgeben. Sie fühlte sich durch sie lebendig. Sie verzweifelte bei dem Gedanken, wieder allein sein zu müssen.
Ich habe viele Eltern von minderjährigen und erwachsenen Töchtern, die eine gleichgeschlechtliche Anziehung hatten, interviewt und beraten. Die meisten waren engagierte Eltern und sorgten gewissenhaft für ihre Töchter. Sie liebten sie vom Augenblick der Geburt an, boten ihnen ein schönes Zuhause und ein hinreichend stabiles Umfeld.
Ich habe aber auch Eltern beraten, die zugaben, dass ihre elterliche Fürsorge nicht ausreichend war oder ihre Familie extrem instabil. Eine Mutter, die selbst aus einer Familie kam, in der Übergriffe gang und gäbe waren, berichtete mir von zahlreichen Situationen, in denen sie als Mutter entweder gar nicht zuhause war oder aber, wenn sie zuhause war, ihre Tochter vernachlässigte. Die Tochter, die gerade in ihrer dritten lesbischen Beziehung lebte, war mit tiefreichenden emotionalen Entbehrungen, mit Traumata und emotionaler Verlassenheit aufgewachsen. Andererseits: Viele Mädchen wachsen in schrecklichen Familien mit entsetzlichen Übergriffen und Misshandlungen auf und ringen nicht mit homoerotischer Anziehung. Wie kann man das erklären?
Ein Mädchen interagiert mit seiner Umwelt
Alles, was menschlich ist, auch die Sexualität, beinhaltet ein letztlich unergründliches Ineinander von unseren biologischen Vorgaben mit unseren Erfahrungen, bewussten und unbewussten Wahrnehmungen, Gefühlen, Reaktionen und persönlichen Entscheidungen. Unsere genetisch oder biologisch basierten Eigenschaften färben in gewisser Weise unsere Wahrnehmung, sie geben unseren Erfahrungen eine einmalige Tönung:
Wer wir sind, wirkt sich unmittelbar darauf aus, wie wir unsere Umwelt wahrnehmen und wie wir die Erfahrungen mit ihr verarbeiten.
Das wiederum hat Einfluss darauf, wer wir werden. Die Interaktionen der biologischen Komponenten (nature)1 mit unserer Umwelt und unseren Erfahrungen (nurture)2 setzen im Moment der Empfängnis ein und beeinflussen direkt den fortlaufenden Prozess der physiologischen Entwicklung (Gehirn, neurologische Entwicklung), der seelischen Entwicklung (Erinnerungen, Selbstgefühl) und der sexuellen Entwicklung.3 Alles Menschliche ist außerordentlich komplex, kategorial unergründlich und möglicherweise auch in Bewegung.
Weibliche Homosexualität hat einen multidimensionalen Unterbau, der komplex verknüpft ist mit der Biologie einer Frau, ihren Erfahrungen, Wahrnehmungen, ihrem Gefühlsleben, ihren Beziehungsnetzen, ihrem Selbstbild und ihrem Wesen als weibliche Person, die auf Beziehung und Sinnfindung hin angelegt ist. Angesichts dieser Vielschichtigkeit ist es verständlich, dass homoerotische Anziehung bei Frauen, wie es die Forschung auch bestätigt, nicht einfach durch ein einziges Muster mit mehr oder weniger derselben Psychodynamik erklärt werden kann. Bestenfalls gibt es „mannigfaltige Wege der Entwicklung“.4
Bei den Frauen, die mich aufsuchen, bin ich im Lauf der Jahre auf mehrere immer wiederkehrende bio-psycho-soziale Entwicklungsprozesse gestoßen, die helfen können, jene Psychodynamiken besser zu verstehen, die die Entwicklung einer gleichgeschlechtlichen Anziehung begünstigen können. Es geht mir nicht um eine bestimmte „Ursache“. Ich möchte darlegen, welche Auswirkungen einzelne Faktoren im Zusammenspiel mit anderen Faktoren und Vorgängen haben können. Es ist aber niemals so, dass ein einzelner Faktor eine Entwicklung festlegt [determiniert] oder direkt verursacht.
Die Frauen, mit denen ich gearbeitet habe, hatten mit ziemlicher Regelmäßigkeit folgende außergewöhnliche, wahrscheinlich ererbte Eigenschaften:
überdurchschnittliche Intelligenz;5
hohe Sensibilität, fühlen sich in andere Menschen und Beziehungsdynamiken ein;
gute Beobachter, wissbegierig,6 mit einem Hang zum Grübeln, Analysieren und Reflektieren;
eher geschlechtsuntypische Fähigkeiten und Neigungen;
ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit;
begabt, talentiert, mit vielseitiger Kreativität;
hohes Maß an Energie, abenteuerlustig, oft sportlich.
Die Eltern, mit denen ich redete, bestätigten diese Merkmale. Nicht selten höre ich von einer Mutter: „Meine Tochter ist außergewöhnlich. Sie glänzt auf allen Gebieten.“ Viele der Töchter zeigten schon früh eine Leidenschaft für humanitäre Belange; sie sind sprichwörtliche Verfechter der Sache der Benachteiligten und entwickelten eine große Fähigkeit der Fürsprache und Fürsorge. Nicht selten haben sie einen höheren Studienabschluss und erhielten Auszeichnungen, Preise und Anerkennung für ihr Können oder ihre sportlichen Leistungen.
Auch Pamela besaß viele dieser Eigenschaften. Nach Aussage ihrer Mutter war sie „ihrem Alter voraus“, stellte unentwegt Fragen und beobachtete sehr genau. Sie war empfindsam und nahm sich die Gefühle aller anderen zu Herzen. Pamela sagte, dass sie als Kind unter einer erdrückenden Last litt. Sie nahm die schmerzhaften und schwierigen Aspekte ihres familiären Umfelds, die persönlichen und beziehungsbezogenen Bedürfnisse ihrer Eltern, ihre Schwächen und Unzulänglichkeiten übergenau wahr. Sie nahm feinfühlig wahr, was sie als Ungleichheit zwischen den Frauen und Männern in ihrer Familie erlebte. Die Frauen schienen die gesamte Arbeitslast zu tragen. Weil Pamela sportlich begabt war und lieber mit Jungen spielte, identifizierte sie sich mehr mit ihrem Vater. Sie passte nicht so zu den Frauen, hegte aber gleichzeitig einen tiefen Groll gegen die Männer wegen der empfundenen Ungleichheit. Das führte sie in einen tiefen inneren Konflikt, was ihr Zugehörigkeitsgefühl und ihre weibliche Identität betraf. Obwohl in ihrer Familie mehr Zuneigung und Liebe als in vielen anderen gezeigt wurde, wuchs Pamela mit einem chronischen Gefühl von Schmerz und Einsamkeit auf. – Ein intelligentes, sensibles, wissbegieriges und nachdenkliches Mädchen kann von subtilen Einflüssen der Eltern und des sonstigen Umfeldes schwerwiegend betroffen sein. „Menschliche Situationen können so sein, dass es zu seelischer Verletzung kommt, ohne dass jemandem dafür einen Vorwurf gemacht werden kann.“7
Häufige Umweltfaktoren
Viele der im Folgenden erörterten Umwelteinflüsse und Erfahrungen meiner Klien-tinnen sind nicht unbedingt spezifisch für Frauen mit homoerotischen Empfindungen. Dennoch sind sie bedeutsam, weil sie durchweg in den Geschichten dieser Frauen auftauchen und offensichtlich psychodynamisch mit anderen, wesentlichen Faktoren interagieren. Es kann nicht oft genug betont werden, dass es wichtiger ist, darauf zu sehen, wie eine Frau (mit ihrer biologischen Konstitution) ihre Umwelt und ihre Beziehungen wahrnimmt, wie sie diese verarbeitet, als auf die faktische Qualität ihres Umfeldes oder der Beziehungen an sich.8 Damit sollen die erheblichen Auswirkungen von Missbrauch und direkten Traumata9 nicht abgewertet werden. Es soll nur Verständnis für die innere, subjektive Erfahrung des Mädchens geweckt werden. Es ist diese innere Perspektive, die Anhaltspunkte gibt dafür, warum ein Mädchen möglicherweise beginnt, mit homoerotischer Anziehung zu kämpfen und ein anderes nicht.
Letztlich wird aber nur eine Frau selbst ihre homosexuelle Anziehung und deren individuelle Ausprägung bei ihr ganz verstehen und erklären können.
Bei Frauen mit ungewünschter homosexueller Anziehung erlebe ich, dass eines oder alle vier dieser Entwicklungsfelder extrem konfliktbesetzt sind:
frühe Bindung;
Entwicklung des Selbst;
weibliche Identität;
Bindung: Das erste Zuhause der Frau10
Bindung ist definiert als eine „emotionale Beziehung, die sich allmählich, über Wochen und Monate, durch täglichen Kontakt, tägliche Zwiesprache, Fürsorge und zärtliche Berührung entwickelt“.11 Sie ist die „dauerhafte, gefühlsmäßige Beziehung zwischen einem Kind und seiner Bezugsperson mit dem Zweck, Schutz und Fürsorge für das Kind zu gewährleisten“.12 Eine sichere Bindung entsteht nicht durch einen einzigen Bindungs-Moment, sie muss während der gesamten Entwicklung des Mädchens durchgetragen, gepflegt und Bindungsbrüche immer wieder wiedergutgemacht werden.
Typisch für die Vorgeschichte von Frauen mit homoerotischer Anziehung sind Unterbrechungen der ersten Bindung des Kindes an die Mutter, oder die Bindung ist hohen Stressfaktoren ausgesetzt oder scheitert. Oft treten diese Beeinträchtigungen schon bei der Geburt auf und durchziehen die ganze Kindheit.13
Die empfundenen oder tatsächlichen Bindungsbrüche haben ihre Wurzel häufig in:
pränatale, während der Geburt auftretende oder postnatale Komplikationen;
zufällige oder unvermeidliche Trennungen von der Mutter, etwa durch deren Tod,14 durch Adoption,15 schwere Krankheit, Scheidung der Eltern16 oder andere Umstände;
Defizite und Schwächen der Mutter, bedingt durch ihre Lebensgeschichte, ihre eigene Bindungsgeschichte oder andere entwicklungsbedingte Schwierigkeiten;17
direkte Misshandlung durch die Mutter, Verlassenheit des Kindes;
defensive Abkopplung der Tochter aufgrund von Wahrnehmungen, Empfindlichkeiten oder negativen Schlussfolgerungen, die die Tochter über ihre Mutter und die gemeinsame Beziehung gewonnen hat.
Die meisten dieser Bindungsprobleme sind nicht auf ein absichtliches Fehlverhalten der Mutter zurückzuführen. Selbst wenn die Mutter regelmäßig misshandelnd war, können wir nicht von einer bösen Absicht ausgehen. Möglicherweise hat sie nur wiederholt, was sie in ihrer eigenen Kindheit erlebt hat. Jede Frau, die mit gleichgeschlechtlicher Anziehung ringt und ihr Leben verstehen möchte, wird sich irgendwann mit den Lebensumständen ihrer Mutter und ihrer möglichen emotionalen Bedürftigkeit auseinandersetzen müssen.
Als meine Tochter zwei Jahre alt war, klammerte sie sich an mein Bein und ließ mich nicht los. Wenn ich durchs Haus ging, schleppte ich sie an meinem Bein mit. Ich war berufstätig und gerade mehrmals im Krankenhaus gewesen. Ich weiß nicht einmal mehr, wer sie und die anderen Kinder in dieser Zeit überhaupt versorgte. Es klingt schrecklich, aber damals dachten wir uns nichts dabei. (Eine Mutter)
Komplikationen vor, während und nach der Geburt
Meine Klientinnen berichten oft, dass ihre Mutter es während der Schwangerschaft sehr schwer hatte oder die Schwangerschaft selbst unerwartet oder schwierig war. Häufig höre ich, dass die Mutter mit einem Todesfall in der Familie konfrontiert war, sich durch einen Umzug entwurzelt fühlte, finanziell in einer Krise war oder insgesamt keine Unterstützung während der Schwangerschaft erlebte. Selbst unter optimalen Umständen ist eine Schwangerschaft für die Mutter und das ungeborene Kind eine Zeit großer Verletzlichkeit. Das Baby im Mutterleib ist hellwach, empfindlich, reagiert, lernt und hat zumindest auf der zellulären Ebene auch ein Gedächtnis.18 Die Forschung zeigt: Alles, was eine Mutter beunruhigt, kann den Fötus auch beunruhigen. Ungeborene Kinder fühlen, was ihre Mütter fühlen; die Sinneswahrnehmungen werden auch neurophysiologisch verankert.19 Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Kinder schon im Mutterleib den hohen Angstspiegel der Mutter, ihre Depression oder Erschöpfung spüren. Weil diese Sinneswahrnehmungen so früh sind, können sie die grundlegende Selbstformation eines Kindes entscheidend beeinflussen.20
Meine Empfängnis war nur drei Monate nach der Geburt meines Bruders. Die beiden letzten Monate der Schwangerschaft verbrachte meine Mutter im Krankenhaus. Sie war sehr krank – Blutvergiftung. Es hatte schreckliche Situationen zu Hause gegeben, voller Stress … Die erste Frau meines Vaters verklagte ihn wegen fehlender Unterhaltszahlungen. Es gab nicht genug Geld, meine Mutter war sehr wütend. (Diane)
Das ungeborene Kind spürt, ob es gewollt ist oder nicht.21 Es „nimmt Liebe und Hass wahr, ebenso wie Ambivalenz und Uneindeutigkeit, und reagiert darauf“.22 Einige Mütter meiner Klientinnen waren überzeugt, dass sie einen Jungen bekommen würden. Ob der Wunsch und die Vorstellung der Mutter, sie würde einen Jungen bekommen, obwohl es ein Mädchen ist (und umgekehrt) eine direkte Auswirkung auf die Entwicklung des Mädchens hat, auf sein Selbstwertgefühl und das Gefühl, als Mädchen wertgeschätzt zu sein oder nicht, oder ob es gar die Entwicklung der sexuellen Orientierung mit beeinflusst, ist nicht eindeutig nachzuweisen. Forscher im Bereich der Geschlechtsidentitätsentwicklung räumen aber ein, dass die elterliche Reaktion auf ein Neugeborenes, das das nicht gewünschte Geschlecht hat, sehr wohl einen Einfluss auf seine Entwicklung haben kann.23 Siegel schreibt: „Wird ein Mädchen bei der Geburt mit Missfallen oder gedrückter Stimmung aufgenommen, wird es von Anfang an annehmen, dass etwas mit ihm nicht stimmt.“ 24 Bei vielen der Frauen mit homosexuellen Empfindungen, die Siegel begleitet hat, sei das so gewesen.25 Viele Frauen mit homosexuellen Gefühlen empfanden sich schon immer als „nicht richtig“ oder „anders“. Dieses frühe Gefühl von Unstimmigkeit steht in keiner direkten Beziehung zur Homosexualität, auch wenn das manche meinen. Die Entwicklung sexueller Gefühle findet später statt. Möglicherweise hängt es aber mit den genannten frühen Eindrücken und Bindungsproblemen zusammen.
Forscher haben auch gezeigt: Erlebt eine Schwangere viel Stress oder hat negative Emotionen, kann dies vor der Geburt zu einem negativen Gefühlszustand der Mutter führen und ihre „Sensibilität und Fähigkeit, am Bindungsprozess mitzuwirken“, verringern.26 Kommt es bei der Geburt zu Komplikationen oder wird das Kind durch einen Krankenhausaufenthalt von der Mutter getrennt – wie das bei meinen Klientinnen oft der Fall war –, kann es beim Neugeborenen zu einer traumatisch bedingten, neurophysiologisch erklärbaren „Betäubung“ bestimmter Gehirn- und Körperareale kommen. Das kann den Bindungsprozess des Kindes weiter erschweren.
Ich kam zwei Monate zu früh auf die Welt. Wegen der Steißlage blieb ich im Geburtskanal stecken. Gleich nach der Geburt erhielt ich Bluttransfusionen und war für einen Monat im Brutkasten. Noch heute kommen meiner Mama die Tränen, wenn sie davon spricht. Sie wollte so oft wie möglich im Krankenhaus bei mir sein, aber sie musste zu Hause bleiben, um die anderen Kinder zu versorgen. Sie hatte keine Unterstützung außer von Papa, der aber immer bei der Arbeit war. Auch wenn sie ins Krankenhaus kam, wollte ich keine Nahrung zu mir nehmen. Sie weinte immer, wenn sie ging. (Nicole)
Frühe Trennungen, negative Gefühlszustände der Mutter und Bindungsprobleme können den „rhythmischen Tanz“ zwischen Mutter und Baby (das Geben der Mutter, das Nehmen des Kindes) empfindlich beeinträchtigen. Erikson beschreibt diesen harmonischen Tanz als beidseitige Entspannung. Für das Baby geht es, so Erikson, um die erste Begegnung mit dem „freundlichen Anderen“, sie ist ein wichtiges Element für das Entstehen von Urvertrauen. Für die meisten meiner Klientinnen ist der gesamte Bereich des Vertrauens außerordentlich konfliktbesetzt. Ruhen und Entspannen, allein oder mit anderen, kennen sie nur aus Wunschträumen. Stattdessen leben sie mit einem nagenden Gefühl persönlicher und beziehungsmäßiger Unsicherheit.
Die Bindungsforscher Levy und Orlans stellten fest: Erlebt ein Säugling, dass die Anwesenheit der Mutter unbeständig ist oder dass er seine Bindungsperson verliert, kann das zu „pathologischer Trauer“ führen, die „die Entwicklung beeinträchtigt“, es kann „zu emotionaler Abkopplung und zur Unfähigkeit zu lieben und zu vertrauen“ führen.27 Dies „kann dem ganzen Leben einen Grundton der Depressivität aufdrücken“.28 Depressionen und Ängste sind auch im Leben von Frauen, die homosexuelle Empfindungen haben, häufig. Insgesamt haben viele meiner Klientinnen bis zu ihrem sechsten Lebensmonat vielfältige traumatische 29 Erfahrungen gemacht. Sie konnten nur wenig Vertrauen entwickeln, ihre Bindung war gefährdet, ihr sich entwickelndes, grundlegendes Selbstgefühl bekam möglicherweise Risse.
Bindungsprobleme in mehreren Generationen
Nicht selten stellt sich heraus, dass beide Eltern einer homosexuell empfindenden Frau in einem Umfeld voller unsicherer Bindungen, Beziehungsentbehrungen und Verlassenheit aufgewachsen sind. Bowlby schreibt, dass die Warmherzigkeit, die Eltern zeigen können, und ihr Bindungsverhalten gegenüber ihren Kindern stark von ihren eigenen früheren Erfahrungen abhängig ist, insbesondere von den Erfahrungen, die sie mit ihren eigenen Eltern gemacht haben oder noch machen.30 Häufig ist ihnen nicht bewusst, dass ihre Beziehungsmuster ihren Kindern (und Ehepartnern) gegenüber nicht hilfreich sind, doch es sind gerade diese emotionalen und beziehungsrelevanten Schwächen der Eltern, die im Mittelpunkt des Erlebens meiner Klientinnen zu stehen scheinen. Aufgrund ihrer empfundenen emotionalen Entbehrung können diese Frauen die eigentliche Fürsorge und liebevollen Empfindungen ihrer Eltern oft nicht wahrnehmen.
Meine Mutter war eine Waise, sie kannte weder ihre Eltern noch ihre Großeltern. Der Vater meines Papas starb, als Papa noch ein kleiner Junge war. Seine Mutter heiratete wieder; und schließlich steckten sie und ihr neuer Ehepartner ihn in ein Internat. Nur zu Weihnachten kam er nach Hause und in den Sommerferien. Weder meine Mutter noch mein Vater hatten ein
Vorbild, von dem sie hätten lernen können, was Elternsein heißt. (Monica)
Beziehung zur Mutter
Nimmt man eine Skala, die von Verbundenheit bis Isolation reicht, so beschreiben viele Frauen, die mit Homosexualität ringen, ihre Beziehungsdynamik mit ihrer Mutter als entweder extrem verbunden oder extrem isoliert. Einen Mittelbereich scheint es nicht zu geben.
Diejenigen, die exzessive Nähe zu ihrer Mutter erlebten, beschreiben die Beziehung eher als gegenseitige Vereinnahmung denn als gesunde Bindung. Die Mädchen konnten sich von ihrer Mutter nicht abgrenzen, waren emotional mit ihr verstrickt und fühlten, was sie fühlte.31 Sie sorgten sich um die Traurigkeit der Mutter oder um ihre Eheprobleme. Viele übernahmen, ohne dass die Mutter es merkte, die Rolle der Betreuerin für sie.32 Sie glaubten: „Wenn es Mama gut geht, geht es mir auch gut.“ In heftigen Fällen musste die Tochter ihre eigenen Bedürfnisse und Gefühle zugunsten der Gefühle und Belange ihrer Mutter verleugnen oder sich versagen, um ein Gefühl der Verbundenheit mit ihr aufrechtzuerhalten.
Innerhalb dieser verstrickten Beziehungsdynamik nahmen viele Töchter ihre Mutter als abhängig, schwach, bedürftig oder kindlich wahr.33 Paradoxerweise wurden auch Mütter, die sehr kompetent waren und in der Lage, mit wenig sichtbarer Unterstützung ihres Ehemannes „den Laden zu schmeißen“, als schwach wahrgenommen. In den Augen ihrer wachen und gerechtigkeitsbewussten Töchter war die Mutter unfähig, sich für ihre Rechte innerhalb der Ehe einzusetzen oder angemessen für ihre persönlichen Bedürfnisse zu sorgen.
Frauen, die eine übermäßige Distanz in der Beziehung zu ihrer Mutter erlebten, sprechen oft von der totalen Abwesenheit einer warmherzigen Gefühlsverbundenheit.34 Die Töchter nahmen ihre Mutter als pflichtbewusst, distanziert, beherrscht, aber innerlich leer, wahr. Sie machte das Essen, putzte das Haus, beteiligte sich an Fahrgemeinschaften und nahm an Sportveranstaltungen teil, war aber aus Sicht der Töchter nie wirklich „da“. Die Töchter hatten kein Gefühl der Verbindung mit ihr; sie bezweifelten, dass ihre Mutter jemals eine Verbindung zu ihren eigenen Gedanken und Gefühlen hatte. Manche Klientinnen berichten: Wenn sie die Mutter zu erreichen versuchten, war es wie ein Griff ins Leere; ihre Mutter war für sie „die Hülse einer Frau“; sie hatte keine eigene, feststellbare „Substanz“ und konnte daher die Selbst- und Identitätsentwicklung ihrer Tochter nicht fördern oder unterstützen.35 Eine Klientin meinte, die scheinbare Substanzlosigkeit und emotionale Abwesenheit der Mutter habe ihr das Gefühl gegeben, sie selbst existiere gar nicht. Die meiste Zeit ihres Lebens schrie es aus ihrem Herzen zu anderen Frauen: „Siehst du mich? Magst du mich?“
Viele Klientinnen berichten, dass ihre Mütter Depressionen hatten und deshalb emotional abwesend waren.36 Eine Depression zu haben, bedeutet nicht, dass der Mutter ihr Kind nicht am Herzen liegt; aber ihre Gefühle und Reaktionen sind oft gelähmt und verlangsamt, was ihre Fähigkeit zur emotionalen Verbundenheit mit der Tochter beeinträchtigt. Ein solches Fehlen an Einfühlsamkeit kann die Bindung zwischen Mutter und Tochter schwächen und ein Grundgefühl von beziehungsmäßiger Distanz verursachen. In vielen Fällen waren die Mütter meiner Klientinnen chronisch so depressiv, dass sie explizit auf den physischen und emotionalen Beistand der Tochter angewiesen waren.37
Besonders schlimm war es, wenn Klientinnen als Kinder die Überzeugung entwickelten, dass sie ihrer Mutter eine Last waren, dass sie ungewollt, ungeliebt und nur „im Weg“ waren. Sie wuchsen auf mit etwas, das sie als eine gegen sie gerichtete „Abtreibungs-Energie“ beschrieben und das ihren Tod zum Ziel hatte. Eine Frau fühlte sich als Kind bei ihrer Mutter so gefährdet, dass sie glaubte, die Mutter würde bewusst alles Leiden in ihrem Leben verursachen oder sich zumindest weigern, sie irgendwie zu beschützen.
Das fehlende „Zuhause“
Unabhängig von den Gründen – eine unzureichende oder fehlende Bindung des Mädchens an seine Mutter wird seine Entwicklung wohl immer beeinflussen. Die im Bereich der Mädchenentwicklung führende Psychologin Carol Gilligan38 weist auf die hohe Bedeutung einer stabilen und bleibenden Bindung des Mädchens an seine Mutter hin. Sie vergleicht den Entwicklungsweg von Mädchen und Jungen. Für beide ist die Mutter die erste Bindungsperson. Der Junge muss aber dann in seinem Entwicklungsweg, da er anders ist als die Mutter, aus der mütterlichen (weiblichen) Welt ausziehen und in die väterliche (männliche) Welt einziehen. Das Mädchen dagegen bleibt und ruht in der Beziehung zur Mutter, es entwickelt seine weibliche Identität innerhalb der mütterlichen (weiblichen) Welt. Dem Vater kommt die Aufgabe zu, sich in die Welt des Mädchens zu begeben, die besondere Mutter-Tochter-Beziehung zu schützen und gleichzeitig das Mädchen in seiner einmaligen weiblichen Identität zu bestätigen.
Die Mutter ist die erste und bleibende Heimat für das kleine Mädchen. Durch die warmherzige, sichere und beständige Bindung an sie (mit Unterstützung des Vaters) entwickelt das Mädchen sein grundlegendes Selbstgefühl.39 Es ahmt die Mutter nach, identifiziert sich mit ihr und versteht, dass es selbst auch ein weibliches Wesen ist. Gleichzeitig lernt es zu unterscheiden und lernt sich als einmaliges, individuelles Mädchen kennen.
Aufgrund der anhaltenden frühen Bindungsverunsicherungen und den damit verbundenen Ängsten (die auch mit einer empfundenen emotionalen Abwesenheit des Vaters zu tun haben) erlebten meine Klientinnen keine warmherzige, fürsorgliche Zuwendung ihrer Mutter, was sie sehr schmerzlich vermissten. Sie sagen, es war für sie, als ob ihre ganze Person und ihre sich entwickelnde Autonomie konstant unter Angriff und Vernichtungsbedrohung stünde. Sie konnten kein Mutterbild als Urheimat verinnerlichen, von dem aus sie ein autonomes Selbst hätten entwickeln können. Vielmehr fühlten sie sich unsicher und erschöpft, während sie sich beständig den Stressfaktoren und Bedürfnissen ihrer Mutter anpassten. Die Mädchen trugen beständig eine erdrückende Last negativer Affekte, ein Grundgefühl von Misstrauen oder Verlassenheit und, wie manche untröstlich zugeben, eine Verachtung für ihre Mutter mit sich herum.40
Defensive Abkopplung und Dis-Identifikation mit der Mutter: Eine Überlebensstrategie
Um trotz der überflutenden inneren Unsicherheiten und negativen Gefühle im Zusammenhang mit der Beziehung zur Mutter zu überleben, setzte das kleine Mädchen oft einen unbewussten Prozess in Gang: Zu seinem Selbstschutz koppelt es sich aus der Beziehung zur Mutter aus, entwickelt eine grundsätzliche Abwehr und Distanzierung von ihr, was die Bindungsprobleme aber vergrößert. Zwei der gängigen Abwehrhaltungen, von denen Frauen mit gleichgeschlechtlicher Anziehung berichten, sind „defensive Abkopplung“ und „Disidentifikation“ mit der Mutter.
Die Psychologin Elizabeth Moberly beschreibt die defensive Abkopplung, wie sie bei Männern und Frauen mit ungewünschten homosexuellen Gefühlen zu finden sind, nicht nur als kindlichen Rückzug oder mangelnde Bereitschaft, sich emotional mit dem gleichgeschlechtlichen Elternteil zu verbinden, sondern auch als entschiedene Weigerung, sich jemals wieder mit dem Elternteil zu verbinden.41 Viele meiner Klientinnen können sich noch genau an den Moment erinnern, an dem sie als kleine Mädchen anfingen, sich komplett von der Mutter zu distanzieren und sie abzulehnen. Sie schnitten sich dadurch von jeder weiteren emotionalen Verbindung zu ihr ab.
Ich erinnere mich, dass meine Eltern einen heftigen Krach miteinander hatten, ich war etwa fünf Jahre alt. Meine Mutter setzte sich ins Auto und fuhr weg. Ich war in Tränen aufgelöst und fragte: „Wo geht sie hin? Was ist passiert?“ Papa wirkte hilflos. Ich glaube, von da an war Mama für mich erledigt. Ich war am Boden zerstört und weiß noch, dass das Gefühl unerträglich war. Also schrieb ich sie ab … Ich hatte diesen unsagbaren Schmerz in mir und wusste: Das packe ich nicht! Die Mama fährt weg, und ich bin ihr egal. Es ist ihr egal. Sie verlässt mich. Das war mein Versuch, damit fertig zu werden: Mama verlässt mich, sie ist weg, sie wollte mich nicht – sieh zu, dass du darüber hinwegkommst. – Ich musste mich abkoppeln, um diese Verlassenheit nicht mehr zu spüren. (Sam)
Ebenso wie Bindung nicht in einem einzigen, isolierten Augenblick entsteht, ist es auch mit der defensiven Abkopplung. Sie ist ein Reaktionsmuster, das ein Mädchen entwickeln kann, wenn es erlebt, dass grundlegende Bedürfnisse in seiner Beziehung zur Mutter nicht gestillt werden. Meine Klientinnen koppelten sich von ihr ab – weniger aus Angst vor seelischer oder körperlicher Misshandlung, sondern weil sie fürchteten, von ihr verschlungen zu werden oder aber auf Leere und Nichts oder auf lässiges Desinteresse zu treffen. Die Mädchen konnten diese schmerzhaften Enttäuschungen nicht mehr aushalten.
Wenn eine Tochter gegenüber ihrer Mutter und vielleicht auch gegenüber anderen Frauen auf diese Weise „zumacht“, kann sich das als offene Feindseligkeit, als Schuldzuweisung, als Kälte oder Trotz zeigen. Es kann auch eine latente Form annehmen, etwa bei Mädchen, die ihrer Mutter scheinbar nahe bleiben, in Wirklichkeit aber die Fürsorge für sie übernommen haben oder hilflos mit ihr verstrickt sind.
Tragischerweise schneidet sich das Mädchen dadurch auch von allem Guten ab, das die Mutter ihm tatsächlich gegeben hat. In meinen Gesprächen sagten viele Mütter, dass sie trotz aller Mühe, ihren kleinen Töchtern Liebe und Verbundenheit zu zeigen, nicht durchdrangen. Sie hatten das Gefühl, ihre Tochter hatte sie ausgesperrt. Die Tür zum Herzen ihrer Tochter schien verschlossen.
Ich hatte keine Verbindung zu meiner Mutter. Schon im Kindergarten war ich völlig von ihr abgeschnitten. Da war nichts da. Ich mochte meine Mama nicht. Ich war der Auffassung, dass sie mir kaum etwas an Fürsorge, Zuwendung oder Liebe geben konnte. (Andrea)
Um die defensive Abkopplung aufrecht zu erhalten, mussten die kleinen Mädchen aktiv gegen ihre natürliche Sehnsucht und ihr Bedürfnis nach Verbundenheit und Nähe zur Mutter (und zu anderen) ankämpfen. Das schränkte ihre Möglichkeit, sich liebevoll und warmherzig mit anderen auszutauschen, weiter ein.42 Viele meiner Klientinnen erlebten dadurch zunehmende, tiefe Defizite in der Entwicklung ihrer Beziehungsfähigkeit.
Psychoanalytiker haben schon früher auf die Häufigkeit hingewiesen, mit der Frauen mit gleichgeschlechtlicher Anziehung sich als Kind von ihrer Mutter emotional abkoppelten, sich mit ihr disidentifizierten (statt sich zu identifizieren).43 Weitaus seltener als andere Frauen haben sie den Wunsch, wie ihre Mutter zu sein.44 Disidentifikation ist, ebenso wie defensive Abkopplung, nicht nur eine Folge von Brüchigkeit im Identifikationsprozess des Mädchens, sondern auch eine aktive anhaltende Psychodynamik.45
Da Pamela keine Achtung für ihre Mutter empfand, und schon gar keine Bewunderung, lehnte sie viele Verhaltensweisen, körperliches Aussehen oder Modestile, die ihrer Mutter ähnlich waren, rigoros ab. Sie schwor sich, niemals schwach oder bedürftig zu sein oder von einem Mann abhängig zu sein. Die Psychoanalytikerin Joyce McDougall stellt fest, dass viele ihrer Klientinnen mit ungewünschter gleich-geschlechtlicher Anziehung der Ansicht waren, dass ihre Mutter sich als Ehefrau nicht weiterentwickelt hatte, sondern sich in einer unglücklichen oder gefährdeten Rolle befand: „Eine Frau zu sein bedeutet, nichts zu sein, nichts zu haben, nichts hervorzubringen.“46
Als Mädchen lehnten sie möglicherweise Aspekte ihrer eigenen Persönlichkeit, die sie mit Weiblichkeit assoziierten, auch Teile ihres weiblichen Körpers oder zarte, empfindsame Anteile von sich ab.47
Im Eigenen unbestätigt, in Abhängigkeit gefangen
Das grundlegende Selbstgefühl des Mädchens entwickelt sich allmählich in der beständigen warmherzigen, einfühlsamen Beziehung der Mutter zum Kind. Um aber ihr eigenes, individuelles Selbst zu formen und nicht nur ein Anhängsel der Mutter zu sein, muss das Mädchen einen Weg der „Differenzierung“ gehen.48 Für diese Autonomieentwicklung braucht es notwendig die Unterstützung eines einfühlsamen, zugewandten Vaters, der die gesunde Abgrenzung des Mädchens von der Mutter, seine Individuation und Entwicklung seiner Einmaligkeit wertschätzt und fördert.49
Fehlt das grundlegende Vertrauen oder die Bindung des Mädchens an Mutter oder Vater, kann der Prozess der Individuation massiv beeinträchtigt sein. Ohne sichere und warmherzige Bindung an die Mutter oder wenn sich das Mädchen von jeder grundlegenden Identifizierung mit der Mutter abgeschnitten hat, kann ihm die Bestätigung und Wertschätzung des Vaters nur bedingt helfen. Die aktive Abkopplung der Tochter von der Mutter, ihre Disidentifikation, führt eher zu einem abtauchenden, schwindenden Selbst als zu einer vitalen einmaligen Person.50 Das Selbst des kleinen Mädchens ist noch so wenig „da“, noch so gering entwickelt, dass es schwierig ist, ihm Bestätigung und Wertschätzung zu geben.51
Andererseits: Hat die Tochter keine sichere und warmherzige Bindung an den Vater entwickelt oder hat sie sich von ihm, seiner Bestätigung und Unterstützung für ihren Prozess der Differenzierung abgekoppelt, kann auch der liebevolle Einfluss der Mutter nur beschränkt wirksam sein. Was Tochter und Mutter tatsächlich miteinander gemeinsam haben, kann dann zu einer ununterscheidbaren Verschmelzung und Verstrickung führen: Anteile aus dem Selbst der Tochter verlieren sich in der Mutter, das Mädchen kann sie nicht mehr als seine eigenen, unterscheidbaren Eigenschaften entwickeln.52
Tatsächlich leiden viele meiner Klientinnen darunter, dass sie den psychischen und emotionalen Entwicklungsprozess der Differenzierung nie zum Abschluss bringen konnten.53 Ihr Leben ist immer noch vom unbewussten Empfinden bestimmt, abhängig von der Mutter zu sein, – auch wenn sie sich aufgrund unerträglicher Ängste, die im Zusammenhang mit der „unsicheren Bindung“ stehen, von ihr abgekoppelt und abgeschnitten haben.
Zugleich empfinden sie sich als absolut unabhängig von ihrem Vater, der nicht für sie da war, der ihnen keine Wertschätzung gab und den sie in der Tiefe auch nicht kennenlernten. Die Töchter bleiben in den Entwicklungsphasen, in denen es um Abhängigkeit und Eigenständigkeit [Differenzierung] geht, gefangen. Sie können ihr eigenes Selbst und ihre einmalige Identität nicht festigen.
Als Kind fühlen sie sich häufig völlig alleingelassen, in einem tiefen Sinn „heimatlos“, den Gefahren des Lebens ausgesetzt, auf der verzweifelten Suche nach jemandem, der sich ihrer annimmt.
Obwohl Pamela aus einer intakten Familie kam, wuchs sie mit einem tiefen Gefühl von Heimatlosigkeit und Einsamkeit auf. Trotz ihrer Flucht vor Mama, ihrer Verunsicherung durch Papa und ihrer Abkehr von ihrem eigenen wahren weiblichen Selbst, rumort es bei ihr im Untergrund. Sie hört noch immer den Schrei tief aus ihrem Inneren. Sie weiß, dass sie leben soll. Ihr verzweifeltes Herz kann nicht aufhören, sich nach dem Zuhause und der Liebe zu sehnen, für die sie geschaffen ist.
Obwohl ich meine Mutter zu hassen begann und mir schwor, nie wieder zuzulassen, dass sie mir weh tut, wusste ich, dass in mir immer noch die Sehnsucht war: „Liebe mich. Hab mich einfach lieb.“ (Abby)
Anmerkungen
1 Hallman fügt ein: „hormonelle, neurologische, genetische Komponenten sowie angeborene Persönlichkeitseigenschaften“. Anm. d. Ü.
2 „Nurture” umfasst: Bindungsmuster, Interaktionen in Beziehungen und mit dem sozialen Umfeld, individuelle Reaktionen, persönliche Entscheidungen, Überzeugungen. Für Kinder gibt es eine Fülle von Einflüssen: Eltern, Geschwister, Verwandte, Kindheitsfreunde, Freunde der Eltern, Nachbarn, Lehrer, Priester, Jugendleiter, Betreuer in Freizeitcamps, Jugendfreunde, Feinde, Fernsehen, Musik, Internet, Politik, soziale Milieus u.a. Die Eltern sind wichtig, stellen aber keineswegs den einzigen Einfluss dar.
3 Zur psychischen Entwicklung siehe Schore, A., Affect Regulation and the Origin of the Self: The Neurobiology of Emotional Development, 1994, u.a. spätere Texte; Siegel, D.J., The developing mind, 1999.
4 Byne, W., & Parsons, B. schlagen vor: Ein „Interaktionsmodell, in dem Gene oder Hormone die sexuelle Orientierung nicht als solche bestimmen, sondern eine Neigung für gewisse Persönlichkeitsmerkmale wecken und dadurch die Art und Weise beeinflussen, wie ein Individuum und sein Umfeld miteinander interagieren, während sich die sexuelle Orientierung und andere Persönlichkeitsmerkmale im Lauf der Entwicklung entfalten.“ Byne, W. et al., Human sexual orientation. Arch. Gen. Psychiatry, 1993, 50, S. 228-239, S. 237.
5 Viele Studien weisen darauf hin, dass lesbisch lebende Frauen höhere Bildungsabschlüsse haben. Siehe u.a.: Kenyon, 1968; Laumann, et al., 1994; Rothblum, Balsam & Mickey, 2004.
6 Siehe Stevens, 1992.
7 Moberly, E., Homosexuality – A New Christian Ethic. 1983, S. 3.
8 Wenn ein Kind mit seiner Umwelt interagiert, werden (oft unbewusst) viele prägende Prozesse in Gang gesetzt. Dazu gehören: (1) Aufbau eines inneren Bildes von sich und anderen; (2) Entstehen von Eindrücken, Wahrnehmungen, Urteilen über Ereignisse und Beziehungsdynamiken; (3) emotionale Reaktionen auf diese Wahrnehmungen; (4) Entstehen von Kernüberzeugungen über sich und andere; (5) unbewusste Schwüre und bewusste Vorsätze (Entscheidungen), was das Kind tun will oder nicht, und was es werden will oder nicht; (6) Ausprobieren von Beziehungsformen, um Bedürfnisse zu stillen; (7) Aufbau von Abwehrmechanismen.
9 Neben direkten Traumata wie körperliche Misshandlung, Schläge, sexueller Missbrauch schließt sich Hallman auch der Trauma-Definition von Colin Ross an: „Traumata können subtil sein … harsche Kritik, emotionale Abwesenheit, strafender Perfektionismus, borderline double binds und andere, emotionalen Druck ausübende Verhaltensweisen der Eltern, die man nicht üblicherweise als ‚Trauma‘ bezeichnet, können sehr wohl die Entwicklung traumatisch beeinflussen.“ Ross, C., The Trauma Model, 2007, S. 186. – Nach Ross, so Hallman, liegt das tiefere Trauma in der Abwesenheit von normaler Liebe, Zuwendung, Fürsorge und Schutz. Es liege darin, für Mama und Papa nichts zu bedeuten. Das Zerbrechen des Bindungssystems des Kindes sei im wahrsten Sinn ein Trauma. Siehe Hallman, a.a.O., S. 83. Anm. DIJG.
10 Hallman schreibt über die Entwicklung des Mädchens. Viele ihrer Ausführungen über die erste Bindung an die Mutter betreffen auch den Jungen. Die Qualität der ersten Bindung an die Mutter (oder an eine konstante Mutterperson) spielt eine wesentliche Rolle in der Entwicklung des grundlegenden Selbstgefühls für jedes kleine Kind. Anm. DIJG.
11 Brodzinsky, D. M. et al., Being adopted: The lifelong search for self. 1992, S. 32. Kursiva von Hallman.
12 Batgos, J. et al., Parental attachment, peer relations and dysphoria in adolescence. In: Sperling, M. B. et al.,
Attachment in adults, 1994, S. 161.
14 Siehe Frisch, M., & Hviid, A., Childhood family correlates of heterosexual and homosexual marriages: a national cohort study of two million Danes. Arch. Sex. Behavior, 35, 5, 2006, S.533-547: Frauen, deren Mutter starb, als sie 12-17 Jahre alt waren, gingen fast doppelt so häufig eine homosexuelle „Ehe“ statt einer heterosexuellen Ehe ein, verglichen mit Frauen, die keinen Elternteil verloren hatten.
Saghir & Robins, 1973: 39 % der Frauen mit homosexuellen Empfindungen hatten – verglichen mit 5 % der heterosexuellen Frauen – einen Elternteil oder beide durch Tod oder Scheidung verloren, bevor sie 10 Jahre alt waren.
15 Kenyon, 1968: Unter den 123 befragten lesbisch lebenden Frauen waren 6,5 % adoptierte Kinder, bei den heterosexuellen Frauen waren es 0,8 %.
18 Siehe Chamberlain, 1999; Emerson, 1996 und McCarty, o. J.
19 Emerson, 1996, Lipton, 1995.
20 Emerson, 1996; Schore, 2002. Diese frühen Erinnerungen werden auf einer vorsprachlichen oder unbewussten Ebene vermittelt bzw. verarbeitet, dennoch bilden sie „ein rudimentäres Modell, nach dem alle anderen, nachfolgenden Erfahrungen bewertet werden“ (Thomson, 2004, Seite 11; zitiert nach Fogel, 2002). Darüber hinaus prägen sich diese Ereignisse ein und werden Teil der sich entwickelnden biologischen und neurologischen (Gehirn-)Strukturen. (Schore, 2002). Pränatale Erfahrungen können sich lebenslang auswirken, insbesondere wenn ihnen andere Interaktionstraumata folgen, Traumata also, die miteinander interagieren, und ihre Auswirkungen sich dadurch verschlimmern. (Emerson, 1996, S. 126). – [In Deutsch ist verfügbar von W. Emerson, einem Pionier im Gebiet der pränatalen und perinatalen Psychologie: Behandlung von Geburtstraumata bei Säuglingen und Kindern, Gesammelte Vorträge. 2012. Anm. d. Ü.]
21 Chamberlain, 1999, S. 37; Lipton, 1995.
22 Levy & Orlans, 1998, S. 29.
23 Zucker. K. J., Bradley, S. J., Gender Identity Disorder and Psychosexual Problems in Children and Adolescents, 1995, S. 213.
24 Siegel, E., 1988, S. 21 f.
25 Wenn eine Mutter ihre Weiblichkeit nicht bejaht oder sich in ihrem Frausein nicht wohl bzw. unsicher fühlt, kann sie ihre Enttäuschung und Unzufriedenheit (oder ihre Ängste) unbewusst auf ihre kleine Tochter übertragen. „Die Eigenschaften, die eine Mutter bei sich selbst als ‚Mutter’ (oder als Frau) wertschätzt oder abwertet, übertragen sich in machtvoller, unbewusster Weise“ auf das Kind. (Surrey, J. L., The relational self in women. In: Jordan, J. V. et al., Women’s growth in connection, 1991, S. 41) Siehe auch Jacobs, 1990 und McDougall, 1989.
26 Ward, 1991, S. 109. Siehe auch Emerson, 1996; Levy & Orlans, 1998.
27 Levy 1988, S. 14.
28 Erikson, E., Identity and life cycle, 1980, S. 62. [Deutsch: Identität und Lebenszyklus, 1980.]
29 Siehe Fußnote 9. Anm. d. Ü.
30 Bowlby, J., A Secure Base: Parent-Child Attachment and Healthy Human Development. 1988, S. 15. Siehe auch Levy & Orlans, 1998; Schore, 2002.
31 In einem verstrickten Familiensystem gibt es keine oder nur schwache, gesunde Abgrenzung voneinander. „In einer Verstrickung sind die Familienmitglieder übermäßig ineinander verwickelt, sie reagieren übermäßig stark aufeinander. Die interpersonalen Grenzen sind diffus, die Familienmitglieder mischen sich in die Gedanken, Gefühle und Kommunikationen der anderen ein.“ (Minuchin, 1974, S. 242).
32 Diese Betreuer-Rolle löste oft zunehmende Ressentiments gegenüber dem Vater aus. Die Töchter fragten sich, warum sie, und nicht der Vater, für die Mutter sorgen mussten.
33 Manchmal waren die Mütter „emotional fragil.“ (Siegel, E., 1988, S. 218). Es war, als ob „Mutterschaft sie überforderte“ (S. 220) und sie selbst noch bemuttert werden wollten (oder dies noch brauchten).
34 McDougall, J., Homosexuality in women. In: Chasseguet-Smirgel, Female sexuality: New psychoanalytic views. 1970.
35 Siegel meint, dass viele dieser Mütter ein geringes Selbstwertgefühl hatten und ihnen möglicherweise die Tugend der Selbstannahme/Selbstliebe fehlte. Die Mütter „liebten ihre Töchter so wie sich selbst und mit ebenso wenig Achtung.“ Siegel, E., 1988, S. 216.
36 Zucker & Bradley fanden heraus, dass Depressionen die häufigste Psychopathologie bei Müttern sind, deren Töchter eine Geschlechtsidentitätsstörung (GID) in der Kindheit haben. Symptome einer GID in der Kindheit zeigen sich nicht selten bei Frauen mit gleichgeschlechtlicher Anziehung. Zucker, K. et al., a.a.O., S. 252.
37 „Die Forschung zeigt, dass Kinder depressiver Mütter eine erhöhte Sensibilität und gesteigertes Verantwortungsgefühl für den Kummer anderer haben.“ Levy & Orlans, S. 58. Siehe auch Tronick, 1989, S. 117.
38 Gilligan, C., In a different voice. 1982.
39 Forscherinnen zum Thema weibliche Entwicklung wehren sich gegen die objektive Definition eines „statischen und einzelnen Selbst“. Sie machen geltend, dass das weibliche „Selbst“ unlösbar an soziale und relationale Interaktionen mit anderen gekoppelt ist, vor allem mit der Mutter als erster Bezugsperson. (Miller, 1991, 14; Surrey, 1991, S. 52; Chodorow, 1978; Gilligan, 1982). „Frauen verweilen, bauen auf und entwickeln sich im Kontext von Bindung und Zugehörigkeit zu anderen. Tatsächlich ist das Selbstgefühl von Frauen stark mit der Fähigkeit verbunden, Zugehörigkeiten und Beziehungen aufzubauen und zu erhalten.“ (Miller, J., Toward a new psychology of women, 1976, S. 83).
40 Für eine beständige, sichere Bindung zwischen Mutter und Tochter muss die Tochter das Gefühl haben, sie kann der Mutter vertrauen; sie respektiert die Mutter und hat den Wunsch, ihr nahe zu sein. Wenn eine Tochter spürt, dass ihre Mutter verfügbar ist und auf ihre Bedürfnisse eingeht, wird sie üblicherweise „von einem starken und tiefreichenden Gefühl der Geborgenheit durchdrungen“ und „die Beziehung schätzen und erhalten“ wollen (Bowlby, 1988, S. 27).
41 Moberly, 1983.
42 Hier kann der Beginn für einen vermeidenden oder distanziert-abweisenden Bindungsstil liegen, der bei Frauen mit gleichgeschlechtlicher Anziehung häufig vorkommt. Wells & Hansen, 2003; Wells, 2003.
43 Loney, 1973; Siegel, 1988; Socarides, 1968; Wilbur, 1965. Elaine Siegel meint, dass viele Frauen mit homosexueller Anziehung von ihrer Mutter unbewusst die Botschaft empfingen, es sei „nicht gut, sogar gefährlich“ zu werden wie sie oder weiblich zu sein. Siegel, E., a.a.O., S. 22.
Forscher im Bereich der Geschlechtsidentitätsentwicklung mutmaßen, dass ein Mädchen mit Geschlechtsidentitätsstörung (GID) sich mit der Mutter vielleicht nicht identifiziert hat, weil es die Mutter als schwach, inkompetent oder hilflos ansah. „Tatsächlich werteten viele [dieser] Mütter ihre eigenen Leistungen ab und verachteten die weibliche Geschlechtsrolle.“ Siehe Zucker & Bradley, a.a.O., S. 252.
44 Bell, Weinberg & Hammersmith, 1981, S. 124.
45 Moberly, E., a.a.O., S. 12.
46 McDougall, J., Homosexuality in women, 1970, S. 179.
47 McDougall, 1980.
48 Das Kleinkind muss sich mehr und mehr von der Mutter trennen, um eigenständiger zu werden und in eine gesunde Autonomie hineinzuwachsen. Da das Mädchen, was sein Geschlecht betrifft, wie die Mutter ist, hat es das Mädchen in seinem „Differenzierungsprozess“ schwerer, sich von der Mutter abzugrenzen und seine eigene, selbständige Individualität zu entwickeln. In der Balance zwischen gesunder und ungesunder Abhängigkeit, gesunder und falsch verstandener Autonomie ist der Vater von sehr großer Bedeutung. In ihrem Buch erläutert Hallman, dass bei ihren Klientinnen es auch in Bezug auf den Vater massive Bindungsprobleme verschiedenster Art gab und dass das Mädchen (nach seinem Empfinden) vom Vater weder ausreichend die Bestätigung seiner einzigartigen weiblichen Identität noch hinreichende Unterstützung in der Abgrenzung von der Mutter erhielt. Anm. DIJG.
49 Siehe Masterson, 1988, S. 33; Wakerman, 1984, S. 22.
50 In „Homosexuality: A Symbolic Confusion“ (1977) vertritt die Psychiaterin Ruth T. Barnhouse die Auffassung, dass „Frauen, die sich nie adäquat aus der infantilen Mutterbindung lösen konnten“ – weil die Mutter die gesunden Abhängigkeitsbedürfnisse des Säuglings und Kleinkindes nicht stillen konnte – „es schwerer haben, die weiteren Schritte in ihrer psychosexuellen Entwicklung zu gehen, die für eine befriedigende heterosexuelle Einstellung erforderlich sind.“ (S. 89). Wenn sie sich nicht zuerst völlig mit der Mutter identifizieren konnten, haben sie in Bezug auf ihre geschlechtliche Identität Schwierigkeiten, sich vollständig vom Vater abzugrenzen.
Der Artikel ist eine gekürzte Fassung von Kapitel 3 „Missing a ‚Home‘: Attachment and Self” aus Janelle Hallman: „The Heart of Female Same-Sex Attraction” (Downers Grove 2008). Kürzungen mit freundlicher Genehmigung der Autorin.
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